Ist die Zahnsteinentfernung wirklich so harmlos?

Frage

Ich (51) habe vor drei Wochen den Zahnstein entfernen lassen. Diese Behandlung fand ich ziemlich schmerzhaft. Ein paar Stunden später ist mir ein Stück eines geflickten Zahns abgebrochen. Ich brachte diesen Bruch mit der Zahnsteinentfernung in Verbindung. Der Zahnarzt verneinte und erklärte mir, dass bedingt durch den immensen Druck tagtäglich auf die Zähne sowie das Alter der Füllungen dies passieren könne. Zwei Wochen später passierte dasselbe mit einem anderen Zahn. Ich habe nun wirklich Mühe, an einen „doppelten Zufall“ zu glauben. Ist die Zahnsteinentfernung wirklich so harmlos? M. A. in B. 

Kurzantwort

Bei korrekter Anwendung der Reinigungsinstrumente werden bei der Zahnsteinentfernung weder gesunde Zähne noch Füllungen, Kronen, Porzellanschalen oder Ähnliches beschädigt. Mit den Instrumenten Zahnfrakturen zu verursachen oder nachträglich auszulösen, ist nicht möglich.

Der Bakterienfilm (Plaque), der sich bereits innert weniger Stunden nach dem Zähneputzen auf den Zahnoberflächen wieder zu bilden beginnt, wird ungestört dicker werden, falls er durch das regelmässige erneute Zähneputzen nicht wieder entfernt wird. 

Bei den meisten Menschen wird die herangewachsene Plaque hart werden: Diese nennt man Zahnstein. Die Zusammensetzung des Speichels bestimmt, wie rasch die Zahnsteinbildung einsetzt. 

Zahnsteinbildung unvermeidlich 

Eine regelmässige und perfekte Zahnreinigung der Zahnflächen und der Zahnzwischenräume würde theoretisch eine Zahnsteinbildung verhindern. Da diese Perfektion aber keinem Menschen gelingt, wird sich – auch bei Leuten, die ihre Zähne regelmässig und gut reinigen – in unterschiedlichem Ausmass Zahnstein bilden. 

Hat sich der Zahnstein erst einmal gebildet, so kann er mit den herkömmlichen Zahnreinigungsinstrumenten (Zahnbürste, Zahnseide u.s.w.) nicht mehr selbst entfernt werden. Er haftet zu stark an den Zahnoberflächen. Damit der Zahnstein keinen Schaden am Zahnfleisch und Knochen anrichten kann, ist deshalb eine regelmässige professionelle Hilfe durch den Zahnarzt oder die Dentalhygienikerin nötig. Diese Fachpersonen verwenden dazu stabile und scharfe „Schaber“ von Hand oder maschinelle Instrumente, die mit sehr hohen Frequenzen vibrieren (Ultraschall). Selbstverständlich müssen diese, wie alle Instrumente, professionell korrekt angewendet werden. Bei korrekter Anwendung werden weder gesunde Zähne, noch Füllungen, Kronen, Porzellanschalen oder ähnliches beschädigt. Mit diesen Instrumenten Zahnfrakturen zu verursachen oder nachträglich auszulösen, ist nicht möglich. Hingegen können Füllungen oder ähnliche Restaurationen, die bereits undicht, angerissen oder in einer anderen Art defekt sind, entdeckt werden. Es ist in seltenen Fällen möglich, dass sich derart defekte Restaurationen vollends lösen können. Immer handelt es sich dabei aber um bereits vorgeschädigte Restaurationen. 

Sicherheit durch regelmässige Reinigung und Kontrolle 

Grundsätzlich ist es von Vorteil, Defekte frühzeitig zu entdecken, bevor der Schaden versteckt zu gross geworden ist und eine grössere Folgebehandlung notwendig wird. In unzähligen wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass eine regelmässige professionelle Zahnreinigung und Kontrolle durch das zahnärztliche Team die grösste Sicherheit geben, die Zähne gesund zu erhalten bleiben. Auch die hervorragenden Resultate der Schweizer Schulzahnpflege belegen diesen Umstand eindrücklich. 

Autor: Dr. med. dent. Jürg Eppenberger
Erschienen in: Neue Luzerner Zeitung am 28. März 2007

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