Zahnimplantat oder Brücke: Was spricht wofür?

Frage

Ich (m, 52) musste wegen starker Zahnschmerzen Anfang Januar den ersten Backenzahn im Unterkiefer links ziehen lassen. Ich sollte mich nun entscheiden, ob ich eine Brücke oder ein Implantat haben möchte. Was ist zu empfehlen, welches sind die Entscheidungskriterien?

Kurzantwort

Stabile, aber beschädigte oder mit grossen Füllungen versehene Nachbarzähne sprechen für eine Brücke, da durch die Kronen gleichzeitig diese Situation verbessert wird. Völlig gesunde Nachbarzähne sprechen für ein Implantat, da diese zum Anbringen einer Brücke beschliffen werden müssten, was schade wäre. Das Implantat ist auch angezeigt, wenn die Nachbarzähne zu schwach sind, um eine Brücke zu tragen. Wenn ein Zahn entfernt werden muss, ist zu entscheiden, ob er überhaupt ersetzt werden muss, um eine normale Funktion, eine ansprechende Ästhetik und eine einwandfreie Aussprache zu gewähr- leisten. Ein fehlender erster Backenzahn wird in Ihrem Alter in der Regel ersetzt, sofern ein Gegenzahn vorhanden ist. 

Zwei Möglichkeiten

Ist bereits eine Zahnlücke entstanden, gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten, den fehlenden Zahn zu ersetzen: einerseits durch eine abnehmbare Teilprothese (im Volksmund wird dies oft fälschlicher- weise als «Brüggli» bezeichnet), andererseits durch eine festsitzende, nicht entfernbare Lösung. Festsitzend wiederum kann ein Zahn durch eine Brücke (Krone oder Teilkrone auf einen oder beide Nachbarzähne mit fest aufgehängtem Zahn dazwischen) oder durch ein Implantat (künstliche Zahn- wurzel) mit aufgesetzter Krone ersetzt werden.

Was spricht für die Brücke?

Für die Brücke sprechen Nachbarzähne, die stabil, aber beschädigt oder mit grossen Füllungen versorgt sind. Die Kronen würden diese Situation gleichzeitig verbessern. Das Gleiche gilt, wenn die Knochenmenge oder -qualität unterhalb der Lücke für ein Implantat ungenügend ist und ein Knochen- aufbau nicht möglich oder mit Risiken behaftet ist. Auch können ästhetische Bedürfnisse mit einer Brücke oft einfacher erfüllt werden. In der Regel ist eine definitive Lösung mit weniger Sitzungen realisierbar. Wird nach der Zahnextraktion sofort eine festsitzende Versorgung gewünscht, ist das mit einer provisorischen Brücke einfach realisierbar.

Was spricht für das Implantat?

Für das Implantat sprechen Nachbarzähne, die gesund oder nur mit kleinen Füllungen versorgt sind. Es wäre schade, sie für das Anbringen einer Brücke zu beschleifen.Ebenfalls ist dem Implantat der Vorzug zu geben, wenn die Nachbarzähne zu schwach sind, um eine Brücke zu tragen. Das Risiko, dass sich die Brücke zu rasch wieder löst oder die tragenden Zähne der Belastung nicht standhalten, ist dann zu gross. Die Wahl Implantat ist auch eher angezeigt, wenn in der Lücke genügend Knochen vorhanden ist oder dieser einfach aufgebaut werden kann. Das Risiko eines längerfristig eintretenden Problems ist am geringsten, wenn die Lösung nur an der Stelle vorgenommen wird (nämlich in der Lücke), wo effektiv Handlungsbedarf besteht. Eine eventuell unnötige Behandlung der Nachbarzähne wird so vermieden. Ein allfällig später eintretendes Problem ist wiederum lokal, Zahn für Zahn, lösbar, und es muss nicht gleich eine ganze Brücke ersetzt werden. Die Kostenfrage spielt eine geringe Rolle, da der Preis für ein einzelnes Implantat mit Krone und derjenige für eine dreiteilige Brücke etwa derselbe ist.

Dr. med. dent. Jürg Eppenberger
Neue Luzerner Zeitung am 18. Februar 2013