Kann Bei Implantaten Auch Parodontose entstehen?

Frage

Kann bei Implantaten auch Parodontose oder Knochenschwund entstehen? Wie lange hält ein Implantat? Wie viel kostet ein Implantat? – E. ST. in E.

Kurzantwort

Zahnimplantate können Zähne ersetzen, die verloren gegangen sind, genauer gesagt ersetzen sie die Zahnwurzeln. Zahnwurzeln und Implantate sind im Kieferknochen verankert. Die Art und Weise der Verankerung ist jedoch sehr unterschiedlich. Zahnwurzeln sind nicht direkt mit dem Knochen verbunden, sondern sind mit Gewebefasern im Knochen «aufgehängt». Deshalb ist es dem Zahnarzt auch möglich, bei Bedarf Zähne auszuziehen, das heisst diese Gewebefasern zu zerreissen. Implantate hingegen sind fest und direkt mit dem Knochen verwachsen. Sie können, einmal eingewachsen, nicht mehr ausgezogen werden. Sind Implantate deshalb gegen den Knochenschwund besser geschützt und halten sie deshalb länger?

Knochenschwund bei Zähnen und Implantaten

Der Knochenschwund bei Zähnen heisst Parodontitis (im Volksmund oft als Parodontose bezeichnet), derjenige bei Implantaten Periimplantitis. Die Mechanismen dieser krankhaften Prozesse sind ähnlich. Schuld an diesen Krankheiten sind Bakterien, die das Zahnfleisch und schliesslich auch den Knochen entzünden. Der Knochen reagiert darauf mit Auflösung und Rückzug. Dabei geht der Halt des Zahnes oder des Implantates verloren, und es kommt schliesslich zum Verlust.

Täglich gründliche Hygiene

Der wirksamste Schutz gegen diese Krankheiten ist die gründliche tägliche Hygiene (das heisst die Entfernung dieser Bakterien) und die regelmässige professionelle Kontrolle und Hygiene durch den Zahnarzt oder die Dentalhygienikerin. Grundsätzlich ist der Knochen um Zähne und Implantate gleich empfindlich auf diese Bakterien, auch wenn es wissenschaftliche Studien gibt, die den Implantaten bessere Noten ausstellen. In einem Gebiss, dessen Zähne unter aktiver Parodontitis leiden, sollten keine Implantate eingesetzt werden, da eine Infektion im gleichen Gebiss auch auf die Implantate übergreifen kann. Vor einer Implantation ist es deshalb wichtig, die eigenen Zähne auf vorhandene Parodontitis zu untersuchen und diese allenfalls vorgängig zu behandeln.

Lange Lebensdauer

Sind Zahnimplantate einmal fest im Knochen eingewachsen (zwei bis sechs Monate nach dem Einsetzen) und werden sie nicht überlastet und regelmässig gut gereinigt, so halten sie sehr lange. Aufgrund vieler wissenschaftlicher Studien dürfen wir heute annehmen, dass nach zehn Jahren zirka 95 Prozent der eingesetzten Implantate noch einwandfrei funktionstüchtig sein werden. Verglichen mit anderen zahnärztlichen Behandlungsarten ist diese Zahl sehr hoch. Die lange Lebensdauer ist aber abhängig von einigen wesentlichen Voraussetzungen: Titan als Implantatmaterial, an verschiedenen Universitäten wissenschaftlich unabhängig getestetes Implantat, ungestörte Einheilungszeit, keine Überlastung, Erfahrung des Zahnarztes, minutiöse Planung, gute Hygiene und professionelle Nachsorge.

Kosten

Die Kosten für eine Behandlung mit Implantaten sind vergleichbar mit den Kosten für eine gleichwertige konventionelle Zahnbehandlung. Hingegen ist aber das Misserfolgsrisiko bei der Implantatbehandlung auf lange Zeit gerechnet oft kleiner. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass eigene Zähne vor dem Abschleifen bewahrt werden können. Zudem kann sehr oft ein stark verbesserter Komfort erzielt werden, zum Beispiel durch die feste Verankerung einer unstabilen Zahnprothese. Die folgenden Zahlen stammen aus einer Umfrage, die für einen Zeitungsartikel bei mehreren Schweizer Zahnärzten durchgeführt wurde: Einzelimplantat mit Porzellankrone: 3500 bis 5500 Franken. Zwei Implantate mit Druckknöpfen und neuer Prothese: 7000 bis 10 000 Franken. Die Bandbreite kommt daher, dass zum Beispiel zusätzlich ein Knochenaufbau notwendig sein kann oder während der Einheilungszeit ein Provisorium angefertigt werden muss. Eine individuelle Beurteilung ist in jedem Falle nötig.

Autor: Dr. med. dent. Jürg Eppenberger
Erschienen in: Neue Luzerner Zeitung am 14. Januar 2008