Mit Glas eine abgebrochene Zahnecke wiederherstellen?

Frage
Ich (w,25) habe am vorderen Schneidezahn eine Ecke abgebrochen. Der Zahnarzt hat den Zahn provisorisch geflickt. Das könne rund ein Jahr lang halten. Später solle eine Krone gemacht werden. Jetzt habe ich gehört, dass man auch einen Überzug aus Glas machen könnte, was weniger teuer sei. Stimmt das, und was sind die Vor-und Nachteile?

Kurzantwort
Zahnrekonstruktionen mit dünnen Glasschalen wurden vor rund 20 Jahren durchgeführt. Sie haben sich jedoch nicht bewährt, da sie mechanisch zu schwach waren. Sie werden heute nicht mehr verwendet. Heute gibt es dauerhaftere Lösungen aus Kunststoff oder Porzellan, um einen abgebrochenen Zahn zu reparieren. Sie stellen jedoch hohe Anforderungen an den Zahnarzt.

Zahnrekonstruktionen mit dünnen Glasschalen wurden vor rund 20 Jahren durchgeführt. Sie haben sich jedoch nicht bewährt, da sie mechanisch zu schwach waren.
Die heutigen Methoden sind folgende:

Reparatur mit Kunststoff
Die Reparatur mit Kunststoff (Komposit) vermag bei kleinen Defekten oft über Jahre auch hohen Ansprüchen zu genügen. Bei grösseren Defekten beginnt die Kunststoffreparatur oft bereits nach Monaten als solche sichtbar zu werden, da Kunststoff relativ rasch altert und seine Farbe verändern kann. Auch ist Kunststoff weniger stabil als Porzellan und kann eher wieder brechen, ist aber günstiger und in nur einer Sitzung hergestellt.

Rekonstruktionen mit Porzellan
Eine über viele Jahre gleichbleibende ideale Ästhetik bieten Rekonstruktionen aus Porzellan, die den Zahnschmelz mit allen feinen Details am besten zu imitieren vermögen. Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, Zähne mit Porzellan zu rekonstruieren. Die erste ist die sogenannte Porzellankrone. Dabei muss der gesamte sichtbare Zahnanteil rundherum leicht reduziert werden, damit die Krone wie ein Hut über die verbleibende Zahnsubstanz gesteckt und zementiert werden kann. Die Krone ist somit nur bei grossen Defekten gerechtfertigt, da sonst auch vergleichsweise viel gesundes Zahnmaterial weggeschliffen werden muss. Sie ist aber ein bewährtes Mittel und hält sehr lange, vorausgesetzt sie wird mit hoher Präzision hergestellt.
Die zweite ist die Porzellanschale oder das (engl.) Veneer. Hier handelt es sich um eine hauchdünne Schale aus reinem Porzellan, die auf die gesamte sichtbare vordere Fläche des betroffenen Zahnes geklebt wird. Durch die unsichtbare Verklebung und die minimale Dicke des Porzellans verhält sich das einfallende Licht sehr ähnlich wie bei einem natürlichen Zahn. Auch bei der Porzellanschale muss gesunde Zahnsubstanz entfernt werden, aber vergleichsweise wenig. Um die Klebung genügend stark machen zu können, sollten Porzellanschalen nur bei sonst gesunden Zähnen mit genügend Zahnschmelz eingesetzt werden. Auf bereits vorhandenen Füllungen oder auf dem Dentin (Zahnschicht unter dem Zahnschmelz) würden Porzellanschalen zu wenig kleben und schnell brechen.
Diese gilt als die modernste Methode, stellt aber die höchsten Anforderungen an Zahnarzt und Zahntechniker.

Dr. med. dent. Jürg Eppenberger
Neue Luzerner Zeitung am 3. September 2011