Frage
Vor drei Monaten wurde mir bei einer Zahnbehandlung auch die Zunge betäubt. Seither habe ich ein Gefühl auf der Zunge, als ob ich zu heiss gegessen und die Zunge verbrannt hätte. Auch das Geschmacksempfinden ist eingeschränkt. Mein Zahnarzt sagt, dass dies in sehr seltenen Fällen vorkommen könne. Es brauche viel Geduld, aber das Gefühl käme wieder zurück. Ist das so? R. S. in R.
Kurzantwort
bei einem chirurgischen Eingriff oder bei der Lokalanästhesie im Mund können Verletzungen des Zungennervs vorkommen. Doch dies geschieht äusserst selten. Die meisten Verletzungen heilen innert eines Jahres problemlos aus. Der Zungennerv wird sich vollständig erholen. Geduld ist angesagt, da Nervheilungen sehr langsam ablaufen. Unterstützen kann man diesen Prozess mit der Einnahme von Vitamin-B-Tabletten.
Glücklicherweise heilen die meisten Verletzungen des Zungennervs problemlos innert eines Jahres aus. Auch Ihr Zungennerv wird sich wieder vollständig erholen, da er nur während der Lokalanästhesie betäubt und vermutlich durch die Spritzennadel leicht verletzt wurde. Geduld ist angesagt, da Nervheilungen sehr langsam ablaufen.
Unterstützen können sie diesen Prozess mit der täglichen Einnahme von Vitamin B Tabletten.
Zungennerv im Mundboden
Im Mundboden links und rechts unter der Zunge verläuft ein Nerv (Zungennerv), der für die Geschmacksempfindung und für das Spüren auf der Zunge verantwortlich ist. Fällt die Funktion dieses Nerven aus, so kommt es auf der Zunge zu einem Ausfall der Geschmacksempfindung und zu einer Störung der Wahrnehmung (ähnlich wie bei einer von zu heissen Nahrungsmitteln verbrannten Zunge).
Der Verlauf dieses Nervs ist weder von aussen tastbar oder sichtbar, noch kann er im Röntgenbild dargestellt werden. Der Zahnarzt weiss jedoch, wo dieser Nerv verläuft und wird in jedem Fall alles unternehmen, um während einer Behandlung diesen Nerven nicht zu verletzen.
Minimales Verletzungsrisiko
Grundsätzlich können trotzdem Verletzungen des Zungennervs beim einem chirurgischen Eingriff (Weisheitszahnentfernung) oder bei der Lokalanästhesie (Verletzung durch die Spritzennadel) geschehen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Basel macht deutlich, dass Nervenverletzungen bei Entfernung der Weisheitszähne sehr selten stattfinden: Bei 2384 Extraktionen kam es aber nur gerade in 5 Fällen zu einer Verletzung des Zungennervs. Und nur bei einem dieser 5 Patienten zeigte sich nach einem Jahr noch eine Störung des Geschmacksinns. Alle anderen Störungen sind wieder vollständig verschwunden.
Obwohl Lokalanästhesien in der Zahnarztpraxis sehr häufig angewendet werden und eine Spritzennadel den Zungennerv verletzen kann, geschieht auch dies äusserst selten. Eine statistische Untersuchungen zeigte, dass dies nur bei einem von 200’000 Einstichen geschieht. Die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung ist somit grundsätzlich minimal.
Autor: Dr. med. dent. Jürg Eppenberger
Erschienen in: Neue Luzerner Zeitung am 06. Dezember 2006