Zahnimplantat: Besteht ein Infektions- und Arthroserisiko?

Frage

Seit jungen Jahren habe ich (59, w) eine obere Vollprothese. Mein Unterkiefer besteht aus einer Teilprothese mit Druckknopf. Mein Zahnarzt machte mir den Vorschlag, im Oberkiefer ein Implantat einzusetzen. Dadurch hätte ich den Gaumen frei. Ich habe Bedenken, dass später Beschwerden aufgrund einer Arthrose sowie Infektionen entstehen könnten. Wie ists mit dem Sprechen? H. M. in E. 

Kurzantwort

Implantate heilen während der ersten zwei Monate fest im Knochen ein. Ist diese Zeit erfolgreich abgelaufen, ist die Chance eine Infektion zu erleiden, sehr gering. Zahnprothesen können mit Hilfe von Implantaten zuverlässig in den Kiefern befestigt werden. Das Risiko, dass Beschwerden in den Kiefergelenken aufgrund einer Arthrose entstehen, wird durch eine solche Behandlung vermindert. Die Beeinflussung der Sprache muss vor der Fertigstellung der neuen Zähne ausprobiert (Probierprothese) werden.

Zahnprothesen können mit Hilfe von Implantaten zuverlässig an den Kiefern befestigt werden. Im Unterkiefer ist dies sehr oft die einzige Möglichkeit, Totalprothesen verlässlich auf stark geschwundenen Kiefern zu stabilisieren. Im Oberkiefer besteht zudem die Möglichkeit, den Gaumen nicht mehr bedecken zu müssen, was den Komfort deutlich erhöht. Durch den eindeutigen und festen Sitz der Zähne werden die Kiefer rechts und links gleichmässig und stabil abgestützt. Dadurch werden nicht nur die Kieferkämme, sondern auch die Kiefergelenke vor Fehlbelastungen eher geschützt. Das Risiko, dass Beschwerden in den Kiefergelenken aufgrund einer Arthrose entstehen, wird durch eine solche Behandlung vermindert. 

Infektionen sehr selten 

Implantate heilen während den ersten 2 Monaten fest im Knochen ein. Ist diese Zeit erfolgreich abgelaufen, was in 95 % bis 99 % der Fälle geschieht, ist die Chance, eine Infektion zu erleiden, sehr gering. Voraussetzung ist aber eine tägliche Pflege, sowie eine regelmässige professionelle Kontrolle und eine genügende Anzahl Implantate, die die Kaukräfte tragen können, ohne dass es zu Überlastungen kommt. Je nach Menge und Qualität des vorhandenen Knochens sind im Oberkiefer mindestens vier, im Unterkiefer zwei Implantate nötig, um eine Prothese erfolgreich zu verankern. Es ist heute möglich, nicht nur im Unterkiefer, sondern auch im Oberkiefer auf nur gerade vier Implantaten sogar eine festsitzende Brücke über den ganzen Kiefer zu verankern. 

Sprechen muss getestet werden 

Falls Zähne im Oberkiefer vorne ersetzt werden, was bei Ihnen der Fall ist, muss die Beeinflussung der Sprache, aber auch die Zahnstellung und der Effekt auf das spätere Aussehen vor der Fertigstellung der neuen Zähne ausprobiert werden. Dies geschieht mit provisorischen Zähnen, die oft ohnehin während der Behandlungszeit notwendig sind oder mit speziell für diese Tests hergestellten „Probierprothesen“ die, wenn alles stimmt, schliesslich als Vorlage für die neuen Zähne dienen.  

Autor: Dr. med. dent. Jürg Eppenberger
Erschienen in: Neue Luzerner Zeitung am 31. Mai 2006