Verdrahten oder nachts einen Block tragen?

Frage

Vor einem Jahr erhielt unsere Tochter vom Zahnarzt eine Spange – einen so genannten „Gartenhag“. Ende dieses Monats kann sie die Spange entfernen. Ich erkundigte mich beim Zahnarzt, wie es nun weitergehen soll. Er erklärte mir, dass die Zähne verdrahtet werden müssen und unsere Tochter nachts einen Block tragen müsse. Unsere Tochter will keinen solchen Block tragen. Entstehen dadurch Nachteile? Würde eine Verdrahtung auch reichen? H. S. in M. 

Kurzantwort

Mit einem so genannten Retentionsmonoblock werden korrigierte Kieferfehlstellungen auf passive Art am richtigen Ort stabilisiert. Ob auf dieses Gerät verzichtet werden kann und die Stabilisierung mittels Verdrahtung genügt, muss mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Da der Retentionsmonoblock nur nachts getragen werden muss, ist dies ein viel kleineres Übel, als das Risiko einzugehen, eine erfolgreich durchgeführte Behandlung zunichte zu machen.

Natürliche Zähne sind mit dem Kieferknochen nicht direkt verwachsen. Die Wurzeln der Zähne sind im Knochen an vielen kleinen Gewebefasern aufgehängt. Dadurch ist es möglich die Zähne innerhalb des Knochens zu verschieben. Diese Fähigkeit ist übrigens das ganze Leben lang gegeben. Die Kraft die dazu notwendig ist, wird durch die abnehmbare oder festsitzende Zahnspange erzeugt. Der Knochen wird in der Richtung der Kraft, wohin der Zahn bewegt werden soll, aufgelöst. Die Aufhängefasern werden dabei laufend neu gebildet. 

Fixierung der Zähne 

Ein Zahn, der am Ziel angekommen ist, muss dort über Jahre festgehalten werden, da sonst die Gefahr besteht, dass er sich selbstständig wieder zurückbewegt. Damit dies nicht passiert und die erreichte ideale Zahnstellung stabil erhalten bleibt, ist eine Fixierung der Zähne am erreichten Ort nötig. Dies geschieht in der Regel mit einem festgeklebten Draht (Drahtretainer) an der von aussen nicht sichtbaren Innenseite der Zähne. 

Kieferstellung 

Die Stellung der beiden Kiefer zueinander, das heisst, das Zusammenpassen der oberen zu den unteren Zähnen, ist aber dadurch in gewissen Fällen nicht genügend gegen Verschiebungen gesichert. Vor allem, wenn während der Behandlung Kieferfehlstellungen (zu weit vorne oder zu weit hinten liegender Ober- oder Unterkiefer) korrigiert wurden, ist es möglich, dass sich die Kiefer wieder in die frühere Fehlstellung zurückbewegen könnten. 

Ich nehme an, dass es sich bei dem von Ihnen erwähnten „Block“ um einen so genannten Retentionsmonoblock handelt. Mit diesem Gerät werden zuvor korrigierte Kieferfehlstellungen auf passive Art am richtigen Ort stabilisiert. Ob nun bei Ihrer Tochter auf dieses Gerät verzichtet werden kann und die Stabilisierung mittels „Verdrahtung“ (Drahtretainer) genügt, kann aufgrund der vorliegenden Informationen nicht schlüssig beurteilt werden. 

Retentionsmonoblock sinnvoll 

Falls die Kiefer aber wesentlich zueinander verschoben wurden, so ist das Tragen eines solchen Retentionsmonoblocks sinnvoll. Da er nur nachts getragen werden muss, ist dies ein viel kleineres Übel, als das Risiko einzugehen, eine erfolgreich durchgeführte Behandlung zunichte zu machen. Ihre Tochter würde sich vermutlich ärgern, wenn sich die Kiefer wieder zu ihren Ungunsten verschieben würden, was häufig auch das äussere Aussehen negativ verändert. 

Autor: Dr. med. dent. Jürg Eppenberger
Erschienen in: Neue Luzerner Zeitung am 12. Oktober 2005